Bericht zur Tour
Autor
Marcel Scherrer
Erstellt am
24.01.2024 11:58
Letzte Änderung
24.01.2024 12:06
Tourenbericht

Kurs-Tourenwoche vom 15. - 19.01.2024 im Safiental

Teilnehmende: Mano (Bergführer), Marcel (Tourenleiter), Daniela, Marlis, Yvonne, Regula, Jeannette, Ruth, Birgit, Benjamin, Markus

Mit vielen Erwartungen und Vorfreude starten wir am Montag unsere Kurswoche. An verschiedenen Bahnhöfen steigen wir in den Zug, bis wir uns in Versam-Safien schliesslich alle gefunden haben. Gemeinsam geht die Fahrt mit dem Postauto durch das tiefverschneite Safiental nach Thalkirch. Im Gasslihof machen wir uns kurz mit den Örtlichkeiten vertraut und beziehen unsere Zimmer, dann geht es bereits los auf eine kurze «Aufwärm- und Eingewöhnungsrunde». Mano, unser Bergführer stellt das Ziel vor: an der Guwhütte vorbei wollen wir ca. 500 Höhenmeter ansteigen und dann wieder zum Gasslihof abfahren. Der Anstieg geht flott voran, leider zieht aber bald eine Nebelbank auf. Wir entschliessen uns weiterzulaufen und können schon nach kurzer Zeit wieder die Sonne geniessen. Am Umkehrpunkt stellen wir fest, dass sich der Nebel noch nicht aufgelöst hat. Wir geniessen die erste Hälfte der Abfahrt in der Sonne. Anschliessend führt uns Mano gekonnt durch den Nebel zum Gasslihof zurück. Am Abend beginnen wir unser tägliches «Abendritual»: Nachbesprechen der Tagestour, etwas Theorie und dann die gemeinsame Planung des nächsten Tags.

Der Dienstag verspricht das schönste Wetter der ganzen Woche. Aus diesem Grund wollen wir die Ausbildung heute weglassen und eine Tour auf das Tällihorn geniessen. Zuerst erleben wir aber einen Dämpfer: Mano hat gesundheitliche Probleme und fühlt sich nicht gut. Er hat sich entschlossen, die Tourenwoche abzubrechen und nach Hause zu fahren. Wir verabschieden Mano mit den besten Wünschen und Marcel übernimmt allein die Leitung der Tourenwoche. Er zeigt uns den Ablauf und die Zeitplanung der Tour auf und schon bald laufen wir los. Nach einer Stunde verlassen wir den Schatten im Talbereich, den restlichen Tag geniessen wir in der wärmenden Sonne. Immer weiter steigen wir durch die Alp Guw und später durch die Alp Tscheurig hoch in Richtung Tällihorn. Auf 2'700 Meter stossen wir auf schwierigere Verhältnisse: Ein steiler Grat ist zuerst vereist und rutschig, dann abgeblasen und später stehen wir wieder im harten Schnee. Auf knapp 2'800 Meter entschliessen wir uns trotz Gipfelnähe zur Umkehr. Das Zeitfenster für den Aufstieg ist abgelaufen und wir wollen die Abfahrt noch in der Sonne geniessen. Diese führt uns zuerst durch Harsch und später im weichen Pulver zurück ins Tal. Es sollte die letzte Abfahrt der Woche mit überwiegend schönem Pulverschnee sein.

Marcel führt nun jeden Abend einen Theorieblock durch. Wir können von seinen umfangreichen Kenntnissen und von seiner Erfahrung sehr viel profitieren. Die Theorie wird ergänzt durch sehr viel Praxisanwendung. Auf unseren Kurztouren macht uns Marcel immer wieder auf Schlüsselstellen aufmerksam, die wir dann gemeinsam auf das Lawinenrisiko beurteilen und die in der Theorie gelernte grafische Reduktionsmethode anwenden. Die Grundsatzfrage lautet: was ist hier gefährlich? Marcel zeigt uns auf, dass die vorhandene Schneemenge oft nicht ausreichend ist für eine Verschüttung, dass der Hang zu klein oder zu wenig steil ist für eine Auslösung, dass im Hang Hindernisse wie Bäume, viele kleine Felsen oder Mulden vorhanden sind, welche eine Auslösung ebenfalls verhindern. Wir lernen aber auch, Gefahren zu erkennen und solche Stellen zu umgehen. Weiter lernen wir uns im Gelände zu bewegen: wie legt man eine Aufstiegsspur, wie passiert man einen Graben mit Bach, wie führt man in steilen Hängen eine Spitzkehre aus?

Im Rahmen der abendlichen Theorie planen wir immer gemeinsam die nächste Tagestour. Wir erlernen die Interpretation des Lawinenbulletins als Grundlage für eine Tourenplanung. Dann wenden wir die heutigen Hilfsmittel wie Skitourenguru und WhiteRisk mit dem Hangneigungs-, CAT- und ATH-Layer an. Im Planungstool legen wir eine Spur zuerst mit nur wenigen Stützpunkten ins Gelände zum gewünschten Ziel. Unter Berücksichtigung der relevanten Layer erkennen wir mit Risiken behaftete Stellen und verfeinern unsere Spur so, dass alle heiklen Stellen umgangen werden.

Unsere Tagestouren führen uns immer vom Gasslihof aus in die Hänge Richtung Tällihorn und Richtung Tomülpass. Wir wenden unsere Planung vom Vorabend an und verifizieren diese im Gelände. Abwechslungsweise führen wir unsere Gruppe und können so die Spuranlage und die Orientierung im Gelände üben.
Am Donnerstag trainieren wir die Unfallplatzorganisation, üben die Suche mit LVS und Sonde sowie die Anwendung des Schneeförderbandes und schaufeln so die zuvor im Schnee vergrabenen LVS wieder aus.

Wegen des zwischenzeitlich warmen Wetters sind die Schneeverhältnisse für Abfahrten nicht so toll (viel Harsch). Am Freitag suchen wir deshalb etwas weiter talauswärts nach Pulverschnee. Dank des leichten Schneefalls an diesem Tag gibt es ab etwa 1800 Meter eine schöne Pulverschneeschicht, welche bis auf 2000 Meter auf etwa 15 cm anwächst. Leider zieht aber wieder Nebel auf, was Marcel zu einer weiteren Übung veranlasst: wir üben eine Sicherheitsabfahrt bei schlechter Sicht. Die Vorfahrerin fährt langsam und kontrolliert den zuvor bestimmten nächsten Fixpunkt an. Dort wird auf das Eintreffen der weiteren Gruppenmitglieder gewartet und der nächste Fixpunkt wird bestimmt. Bald lichtet sich jedoch der Nebel und damit schwindet die Motivation für das weitere Sicherheitsfahren. So geniessen wir die letzten Schwünge im Pulverschnee und beschliessen unsere Kurswoche bei einem Fazit bei Kaffee mit ??? im Gasslihof: wir haben in dieser Woche zwar keinen Gipfel bestiegen, haben aber dank der fundierten Kenntnisse von Marcel und seiner kommunikativen Art sehr viel Gelernt für unsere weiteren Skitouren. Wir können nun einfachere Touren selbständig planen, die Lawinensituation einschätzen und eine gute Aufstiegsspur anlegen. Achtung ihr Gipfel, wir kommen!

Autor: Markus Ritter