Bericht zur Tour
Autor
Angelika Buitendijk
Erstellt am
24.06.2018 7:40
Letzte Änderung
24.06.2018 7:41
Tourenbericht

Herzliche Gratulation zur ausgezeichneten Wahl Deiner Lektüre. Du liest gerade den nicht ganz immer ernst zu nehmenden, mit etwas Ironie gespickten Bericht über die Abend-Besteigung des Stockberges.

Ziel war, den Stockberg weglos und ungemein Steil ab Rietbad zu erreichen. Wir starteten beim Skilift. Weil keine freien Liftbügel (also überhaupt keine) kamen, sind wir halt zu Fuss losgelaufen. Über Stock und Stein, durch Wald und Wiesen. Natürlich möglichst nicht durch hohe Wiesen, um keinen Landschaden zu hinterlassen.

Es gab Pfade und wir diskutierten noch, ob "auf Pfade" mit "weglos" im Widerspruch steht. Gemäss Wort-Definition natürlich nicht, also passte es für uns. Plötzlich waren wir falsch unterwegs. Denn wir waren auf einem "Weg". Nicht lange, nach ca. 2,37m hatten wir den "Weg" überquert und wir waren wieder auf dem Pfad, also "weglos" unterwegs.

Es ging aufwärts, nicht nur geografisch, sondern auch mit unserer Schweissausscheidung. Aber ich möchte auch inhaltlich etwas ins Detail gehen. Wir erreichten Friesen, eine Alp auf ca. 1253 m.ü.M. Dort begann die Herausforderung der Streckenfindung. Ziel war, recht direkt den Gipfel vom Stockberg zu erreichen. Wir entschieden uns für die "rollende Planung", was zum Glück nicht wörtlich und weder wegen losen Steinen noch stolpernden Mitgängern gemeint war. Aber steil wurde es. Und nach der ersten Stufe standen wir vor einer senkrechten Felswand. Ups! Rechts oder links? Ironie finde ich ok, politische Ausrichtungen in so einem Bericht weniger! Ein Paar erkundete die Möglichkeiten rechts, ein paar andere die Erfolgsaussichten links. Die einen überstimmten die anderen, was aber ja das ganze Leben lang so ist (und sein wird).

Nicht alle Versuche endeten erfolgreich. Mindestens was ein Weiterkommen angelangt. Alle blieben gesund, was ich selber auch als Erfolg erachte. Es war und blieb spannend. Wir kämpften uns durchs Dickicht und in Felsrinnen empor. Hielten uns an rostigen Stacheldrahtresten, Grasbüschel und anderen hervorragenden Griffen fest.

Langsam merkten wir, dass die Zeit schneller verrinnt als geplant. Wobei die Zeit ja immer gleich schnell läuft. Aber philosofisch möchte ich nicht auch noch werden. Wir waren einfach sehr langsam unterwegs. Schafften wir es zum Sonnenuntergang auf den Gipfel? Oder schaffen wir es überhaupt noch auf den Gipfel. Auf etwa 1500 m.ü.M. schien das Schwierigste überwunden zu sein. Aber es waren noch fast 300 steile Höhenmeter vor uns. Und noch mindestens ein Feldband zu überwinden.

Aber, wir schaffen das! Und wenn wir sagen, wir schaffen das, dann schaffen wir das auch. Und so erreichten wir den Gipfel wirklich noch. Und nicht mal zu spät. Die Sonne stand noch sehr hoch am Himmel. Mindestens eine Handbreit über dem Horizont. Wie die Tour ja schon hiess, die "Sonne wendete" sich gerade unter den Horizont.

Die Gipfelrast war wirklich super. Ein schöner Sonnenuntergang. Ein schöner Blick zum abendlichen Säntis und den schön beleuchteten Churfristen. Ja, es hatte sich gelohnt! Wer es verpasst hat, hat es verpasst.

Unser sonst sehr guter Tourenleiter stresste auf dem Gipfel ein bisschen. Mein Sandwich war etwa 28cm lang und ich hatte nicht genügend Zeit, alles zu essen. Aber was solls, die restlichen 4cm genoss ich dann halt noch im Abstieg.

Aber hatten wir überhaupt nach 3.5h Aufstieg noch genügend Energie für den Abstieg? Wir mussten ja wohl! Nach kurzer Diskussion entschieden wir uns, die Hälfte zu Fuss zu gehen und den Rest zu laufen.

Über das Stockneregg und die Alp Beerenwiti (Beeren sah zumindest ich keine, es war schon zu dunkel) erreichten wir die Alp Amsler. Ich fand es cooler als meine Knie, aber diese mussten halt auch mit! Und es wurde auch immer dunkler. Aus Zeitgründen verliessen wir die sichere Strasse und schlugen uns Querfeldein weiter abwärts. Aus Helligkeitsgründen jedoch nicht im Wald, da es dort noch dunkler war. Irgendwann erreichten wir den (geografischen) Tiefpunkt der Tour.

Nur noch kurz leicht aufsteigend zurück zum Auto. Geissen begleiteten uns auf den letzten Metern. Die waren unterwegs ausgebüxt und meinten wohl, wir wissen wo sie zu Hause sind. Wussten wir aber nicht, vielleicht stehen sie immer noch beim Parkplatz?

Danke, tschüss und "ich habe fertig!"