Bericht zur Tour
Autor
Angelika Buitendijk
Erstellt am
21.05.2017 22:04
Letzte Änderung
21.05.2017 22:05
Tourenbericht

Früh am Karfreitag Morgen ging es los – die einen noch am Gähnen, die anderen schon hochmotiviert, alle aber voller Vorfreude auf das Abenteuer, in das sie sich zu stürzen gedachten. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, die Sonne strahlte mit den Farben des Frühlings um die Wette, und die Entscheidung, einen kleinen Stauausweich-Schlenker zu machen, erwies sich gleich in mehrfacher Hinsicht als goldrichtig, konnten so doch alle noch einmal den ganzen Zauber der Schweizer Alpen geniessen, bevor es nach einigen obligatorischen Kaffee-und-Pizza-Zwischenhalten schliesslich auf die Fähre ging.
Die See war ruhig und schaukelte uns bald sanft in den Schlaf, sodass wir uns am nächsten Morgen frisch und mehr oder weniger munter aufmachen konnten, die neuen Gefilde zu erkunden. Wichtigster erster Halt war ein kleines Café in Siniscola, das, so darf man guten Gewissens behaupten, nicht nur tollen Service, sondern auch hervorragende Gipfeli anzubieten hatte. Danach ging es das erste Mal rauf in die Berge – und zu einer schicksalhaften Begegnung, die wir alle so schnell nicht vergessen werden. Kaum geparkt, begrüsste uns ein gutgelauntes Fellknäuel, liess sich fleissig reihum streicheln und beschloss spontan, uns auf unserer Tour auf den Monte Albo Gesellschaft zu leisten. Und so kraxelten wir bei schönstem Wetter bald kreuz und quer über den langgezogenen Grat, bestaunten die herrliche Landschaft und verkniffen uns das eine oder andere Grinsen ob des fröhlichen Gebimmels, das uns stets begleitete. Viel zu früh hiess es schliesslich wieder Abschied nehmen von unserem treuen Begleiter – der prompt beschloss, uns selbigen auch wirklich schwer zu machen, platzierte er sich doch zielgenau und selbstverständlich zu Füssen unseres Anführers. Dem war nichts hinzuzufügen.
Letztlich half alles Jammern und Sträuben jedoch nichts, und so trennten wir uns schweren Herzens und setzten unsere Reise Richtung Tortolì fort, in dem die Ferienwohnungen schon auf uns warteten. Nach einigem Hin und Her war ausgelost, wer ins Licht- und wer ins Schattenreich einziehen würde, und so trafen wir alsbald zu einem üppigen Abendmahl zusammen, bei dem viel gelacht und noch mehr zufrieden geseufzt wurde, bevor wir müde, aber glücklich in die Betten fielen.
Am nächsten Morgen in aller Frühe versammelten wir uns zu einem reichhaltigen, gemütlichen Frühstück, bevor wir frisch gestärkt in die Autos sprangen, um unser nächstes Ziel, den Monte Scione, ins Auge zu fassen. Auf der Suche nach einem Weg hinauf (ein Vorgeschmack auf das Wochenmotto) streiften wir zu seinen Füssen umher, schlichen uns an und packten schliesslich zu, als sich eine Lücke im Fels zeigte, die uns einlud, sie näher zu erforschen. Einer nach dem anderen verschwand im Felsengewirr, es wurde geforscht und ertastet, und schon bald wurden wir mit einer spektakulären Rundsicht und dem mitgebrachten Zmittag belohnt. Nach einem kurzen Abstieg zog es uns zum Strand, der nur einen kurzen Spaziergang von unseren Ferienwohnungen entfernt lag. Das Meer war erfrischend, die Sonne warm, nur der Wind trieb uns schliesslich zum Znacht, das zur Feier des Tages aus einem üppigen Grillmenü mit Kartoffelsalat bestand. Satt und zufrieden plauderten wir über Gott und die Welt und beschlossen spontan, den SMC, den Schweizer Massageclub, zu gründen, dessen erste Sitzung prompt abgehalten wurde.
Mit einer fröhlichen Alternativversion des lokalen «Buon Giorno!» begrüssten wir nach einer kurzen Nacht den neuen Tag, ausgerüstet mit allerlei Geklimper für den geplanten Klettersteig am Monte Ginirco. Nach einer abenteuerlichen Fahrt balancierten wir über Karstfelder, schlugen uns durch’s Gebüsch und eroberten Gipfel, die wir so gar nicht auf dem Plan gehabt hatten. Ja nu, man muss halt auch mal flexibel sein – per pedes wie per PS. Erst recht, wenn Wegmarkierungen mehr als nette Abwechslung zwischendurch denn als verlässliche Richtschnur zu finden sind. Abends gab’s dafür ein reichhaltiges Mischmasch-Buffet aus allem, was die letzten Tage zu bieten gehabt hatten, sodass wir zu später Stunde wiederum mehr als zufrieden in unsere Bettchen kullerten.
Die abendliche Stärkung erwies sich als weise, strebten wir doch am Folgetag, immerhin schon Dienstag, dem Mount Everest Sardiniens, der Punta la Màrmora (1834 m ü. M.), zu. Nach einer auf den letzten Kilometern erneut recht spannenden Anfahrt begrüsste uns der Wind bereits mit begeisterten Willkommensschüben, sodass der eine oder andere spontan das Zwiebelprinzip zur Anwendung brachte. Durch malerische Landschaft inklusive einiger archäologisch interessanter Überraschungen ging es stetig bergan, das Wochenziel «Jeden Tag einen T5!» immer vor Augen. Auf halber Höhe verzauberte uns eine Herde sardischer Hirsche, die uns einige Minuten lang neckend vor der Nase herumsprang, bevor sie auch den Blicken der schärfsten Beobachter entfloh. So ging es weiter hinauf, zum spannendsten Teil der Tour, der Felskletterei. Waren wir zwischenzeitlich recht geschützt unterwegs gewesen, schlug uns hier die volle Wucht der Höhenwinde entgegen, liess Windjacken knattern und alles, was nicht angebunden war, sich seinen eigenen Weg suchen. So verweilten wir denn auch nur kurz am Gipfelkreuz, bevor wir es uns einige Meter tiefer windgeschützt in der Sonne gemütlich machten. Viel zu früh riss uns das «So, weiter geht’s!» unseres Tourenleiters Michi aus dem Schlaf, und so machten wir uns an den schwankenden Abstieg – inklusive kostenlosem Segelflieger-Schnupperkurs. Bei einem herzhaften Risotto liessen wir den Abend ausklingen.
Der Mittwoch stand schliesslich ganz im Zeichen Osterns. Von der Pedra Longa aus ging es zunächst dem azurblauen Meer entlang, bevor wir uns landeinwärts wandten und unser Versprechen doch noch einlösten: Ein Klettersteig muss sein! Damit leichtfertige Wanderer diesen auch heil überwinden, war vorsorglich bereits ein Fastenopfer bereitgelegt worden. Getreu dem Tagesmotto führten wir anschliessend eine freie Version von «Maria durch ein Dornwald ging» auf und belohnten uns abends mit dampfenden Gschwellten für die Erlebnisse des Tages.
Der nächste Morgen schlich sich heimlich flüsternd mit einem Geburtstagskuchen an, bevor sich die Gruppe zweiteilte, um jede auf ihre Weise den sardischen Fels mit dem Seil zu erkunden – die einen bei Baunei, die anderen in der Goropposchlicht. Ein lustiger Tag wurde es, den auch der angekündigte Wetterumschwung nicht zu trüben vermochte. Um den Abend gebührend ausklingen zu lassen, entschieden wir uns, diesmal der traditionell sardischen Küche den Vorzug zu geben (und uns den Abwasch zu sparen), und besuchten das La Baia, das uns eine reichhaltige Auswahl an Fisch- und Meeresfrüchtespezialitäten servierte.
Was nun folgen sollte, hing dem einen oder anderen schon seit Tagen ein wenig auf der Seele. Doch wie so oft wird die Suppe nicht so heiss gegessen, wie sie gekocht wird, und so stellte sich auch die Istrada Longa mehr als Elefantenzeh denn als ganzes Tier heraus – wodurch sie allerdings nichts von ihrem Reiz verlor. Dass auch die Mutigsten unter den Mutigen sich diesem Abenteuer tapfer gestellt haben, wurde mit einer grosszügigen Portion feinen Gelatos belohnt, bevor wir uns schweren Herzens von unserer Lieblings-Eiscafé-Schrägstrich-Confiserie-Schrägstrich-Chocolateria trennten und uns mit einem leckeren Curry und einer Abschlusssession des SMC trösteten.
Damit der Trennungsschmerz nicht gar so gross wird, beschloss Michi, uns die Heimfahrt noch mit einem kleinen Ausflug auf die Punta Catirina zu versüssen, von der aus wir ein letztes Mal die spektakuläre Aussicht, die Sonne und die Weite genossen, bevor wir dem Knall der platzenden Geburtstagsluftballons folgten, der uns zu einem kurzen Abschiedsknuddeln unseres vierbeinigen Freundes und über eine Stipvisite zum Strand, bei der sich zwei todesmutige Freiwillige noch ein letztes Mal in die Wellen warfen, schliesslich nach Olbia führte. Hier wurden die letzten verbliebenen Zentimeter im Gepäckraum der Autos pflichtbewusst noch gefüllt, bevor unseren Mägen in einer traditionellen Pizzeria das Gleiche wiederfuhr – und schon ging es wieder auf die Fähre.
Diesmal war das «Wiegen» für den einen oder anderen doch etwas zu heftig, um die recht kurze Nacht gebührend zu geniessen, sodass die Augen am nächsten Morgen doch eine Weile brauchten, um ihren vollen Öffnungsgrad zu erreichen. Dann aber ging es munter Richtung Heimat. Das Wetter passte sich auch bald der Stimmung an, sodass wir bei strahlendstem Sonnenschein in Lostallo noch einmal genüsslich schlemmen konnten, bevor es im Heidiland schliesslich endgültig hiess: Auf Wiedersehen, bis nächstes Jahr!
Die Löwen-WG (gross im Gähnen), das reifere Semester (gross im Herzen) und das Mittelalter (mit stets verlässlichem Bauchgefühl) bedanken sich herzlich bei unseren beiden Tourenleitern Michi und Bianca für eine tolle Woche voller Abenteuer, Überraschungen, kreativer Wegfindungen, viel Menschlichkeit und eindrücklicher Erinnerungen, die uns noch lange begleiten werden!
Susanne Döllner und Monica Fanac